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  • AutorenbildBernd Hoppmann

Voigtländer APO LANTHAR VM 35mm F2.0

Aktualisiert: 12. Nov. 2021

Ich suche schon länger ein lichtstarkes klassisches 35mm Objektiv, dass ich an die FUJI GFX und die Fuji X-T2 adaptieren kann. Es gibt einige hervorragende Objektive wie das Carl Zeiss Distagon 35mm F1.4 mit Contax-Anschluss oder das Leica R Summicron 35mm. Das erste ist leider schwer in einem gut erhaltenen Zustand zu bekommen und für Leica-Objektive steigen die Preise langsam ins Unermessliche...


Als Mitte Februar 2021 das Voigtländer APO LANTHAR VM 35mm F2.0 angekündigt wurde, war ich ganz begeistert. Das 50mm APO LANTHAR von Voigtländer zeigte sich bereits in einigen Tests auf Augenhöhe mit dem wesentlich teureren Leica APO Summicron. Als das 35mm APO dann endlich erhältlich war, habe ich es mir sofort bestellt.


Voigtländer APO-LANTHAR VM 35mm F2.0
Voigtländer APO-LANTHAR VM 35mm F2.0

Beim Auspacken fiel sofort die wertige Verarbeitung des Objektivs auf. Die Blende rastet sauber in Halb-Blenden-Schritten und der Fokusring hat genau die richtige Dämpfung. Der schwarze Lack wirkt edel und und die Beschriftung ist sehr sauber ausgeführt - klasse!


Wie bei Voigtländer typisch wird keine Sonnenblende mitgeliefert. Diese kann für etwas mehr als 100 EUR extra erworben werden. Alternativ kann man sich auch eine preiswerte Schraubblende für 49mm Gewinde besorgen - passt auch. Ich fände es allerdings besser, wenn Voigtländer die passenden Gegenlichtblende mit dem Objektiv mitliefern würden. Sie verbessern nicht nur den Kontrast bei bestimmten Lichtverhältnissen, sondern schützen auch die Frontlinse vor mechanischer Beschädigung.


Voigtländer APO-LANTHAR VM 35mm F2.0 - 49mm Filtergewinde
Voigtländer APO-LANTHAR VM 35mm F2.0 - 49mm Filtergewinde

Wichter als die Verarbeitung eines Objektivs ist allerdings die Bildqualität. Zunächst habe ich das APO LANTHAR 35mm F2.0 an meine Fuji X-T2 adaptiert. Ich mache keine Labortests, dennoch interessiert mich die Schärfe der Objektive im Randabfall. Ich wohne in der näheren Umgebung des Münchner Schlachthofs. Dort gibt es einige Backsteinfassaden, die mir als Objekt für einen schnellen Schärfetest dienen. Also von F2.0 bis F16 alle Blenden einmal durchprobiert und zuhause ausgewertet. Was ich da allerdings im Randbereich sah, hat mich etwas überrascht! Zum Rand zeigt sich bis Blende 8 eine deutliche Unschärfe. Zu bedenken ist, dass die Fuji X-T2 nur einen APS-C Sensor verfügt, der also deutlich kleiner als ein Vollformatsensor ist, für den das Voigtländer APO LANTHAR gerechnet ist. Ich dachte zunächst an einen Fehler meinerseits und habe den Test zwei Tage später wiederholt. In der Zwischenzeit ist ein LM-GFX-Adapter eingetroffen und ich konnte den Test - dieses Mal auf einem Stativ - wiederholen.


In weiser Voraussicht habe ich mich zum Test mit einem Freund verabredet, der seine Leica M10 mitgebracht hat. Auf dem Stativ wurde der Test dieses Mal im 35mm-Vollformat-Modus der Fuji GFX wiederholt. Anschließend wurde das APO LANTHAR an die Leica M10 geschraubt und die gleiche Bildserien geschossen.


Ich hatte es schon befürchtet. Die Unschärfe im Randbereich zeigt sich auch, wenn das Objektiv an die Fuji GFX adaptiert ist. An der Leica M10 dagegen kann das Voigtländer APO LANTHAR VM 35mm F2.0 seine volle Leistung ausspielen. Es erzielt selbst bei Blende 2.0 in den äußeren Ecken fast die gleiche Schärfe wie im Zentrum des Bildes!


Der Grund hierfür ist recht einfach. Die Hinterlinse des APO LANTHARS ragt recht weit in das Kameragehäuse rein und kommt dem Sensor sehr nah. Die Lichtstrahlten, die in den äußeren Eckes des Sensors ein Bild erzeugen, treffen daher in einem sehr spitzen Winkel auf. Das Licht bricht sich teilweise und erzeugt die Unschärfe. Der Sensor einer digitalen Leica M ist anders aufgebaut. Die Microlinsen auf den Sensor der Leica sind Richtung Bildmitte ausgerichtet und der Lichtstrahl tritt somit in einem viel stumpferen Winkel auf die Mikrolinsen. Diese Microlinsenanordnung sorgt für das scharfe Bild an einer digitalen Leica M.


Hier einige Vergleiche mit den Blenden 2.0, 4.0 und 8.0. Links jeweils die Leica M10, rechts die Fuji GFX im 35mm-Modus.


Linker ober Bildrand, Blende 2.0

Links-oben bei Blende 2.0
Links-oben bei Blende 2.0

Bildmitte, Blende 2.0

Bildmitte bei Blende 2.0
Bildmitte bei Blende 2.0

Linker ober Bildrand, Blende 4.0

Links-oben bei Blende 4.0
Links-oben bei Blende 4.0

Bildmitte, Blende 4.0

Bildmitte bei Blende 4.0
Bildmitte bei Blende 4.0

Linker ober Bildrand, Blende 8.0

Links-oben bei Blende 8.0
Links-oben bei Blende 8.0

Bildmitte, Blende 8.0

Bildmitte bei Blende 8.0
Bildmitte bei Blende 8.0

Fazit

Das Voigtländer APO LANTHAR VM 35mm F2.0 ist ein wirklich hervorragendes Objektiv. Es ist sauber und wertig verarbeitet und erzielt an einer digitalen Leica M ausgezeichnete Ergebnisse. Nur gilt dies leider nicht adaptiert für spiegellose Systeme wie Fujis X-Kameras, die GFX-Reihe oder auch Sonys spiegellose A7- oder A9-Reihe (für Sony hat Voigtländer eine eigne e-Mount-Version herausgebracht, die hier nicht getestet wurde).


Trotz der Schwächen an Fujis Spiegellosen konnte mich das APO-LANTHAR aufgrund seiner Bildwirkung überzeugen. Wenn der Bildausschnitt so gewählt ist, dass absolute Schärfe am Rand unwichtig ist, hat es für mich einen klassischen Bildlook, den ich sehr mag. Leica Fotografen können sich über die preislich sehr attraktive Alternative zum Leica APO Summicron 35mm freuen.


Hier drei Beispiele vom Alten Südlichen Friedhof. Alle Bilder bei Offenblende F2.0 an einer Fuji X-T2.






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